Wenn der Gleisbau der Bremer Straßenbahn AG ausrückt, hat Wiebke Stolz den Großteil ihrer Arbeit bereits erledigt. Die Pläne der Bauingenieurin sind Grundlage für die Arbeiten an Bremens Gleisnetz. Eine Erfahrung macht sie dabei immer wieder: Planung und Realität passen nicht immer zueinander.
Detaillierte Bauzeichnungen, auf denen Laien nicht viel mehr erkennen als Linien und winzig kleine Zahlen, sind das tägliche Geschäft von Wiebke Stolz. Sie sieht darin Straßenlängsschnitte und Gleisanlagen. »Im Prinzip ist jeder Plan ein Kompromiss«, sagt die 27-Jährige. Bevor die finale Fassung steht, ist viel geschehen. Wiebke Stolz und ihre Kolleginnen und Kollegen im Center Verkehrsplanung und Qualität müssen zahlreiche Interessen unter einen Hut bringen.
Die Planung für den Gleisbau beginnt vor Ort
Das Amt für Straßen und Verkehr gibt bei Baumaßnahmen etwa vor, welche Mindestfahrbahnbreiten für den Autoverkehr und welche Parkflächen erhalten bleiben müssen. Die Trassierungsrichtlinie der BSAG regelt Sicherheitsabstände und Mindestradien. Schließlich sollen Straßenbahnen auch auf neuen Gleisen nirgendwo anstoßen. Und auch die Wirtschaftlichkeit spielt natürlich eine Rolle.
Die Arbeit beginnt für Wiebke Stolz in der Regel an einer bestimmten Stelle im Netz. Dort, wo Gleise ausgetauscht oder neu verlegt werden sollen. Sie sieht sich die Situation vor Ort an und macht mit Hilfe von Fotos eine Bestandsaufnahme. »Es klingt zwar komisch, aber für mich hat Gleisbauplanung auch mit Ästhetik zu tun«, sagt sie bestimmt. Wie sich das Straßenbild mitverändert, wenn Gleise neu verlegt werden, hat sie deshalb auch im Blick. Und sie erklärt es auch regelmäßig den Anwohnenden von geplanten Baustellen. »Bei größeren Maßnahmen, die auch das Stadtbild verändern, stellen wir unsere Pläne immer frühzeitig in den Stadtteilbeiräten vor«, erklärt die Bauingenieurin. »Die Leute, die unser Angebot wesentlich nutzen und unsere Anlagen ,vor der Tür‘ haben, sollen ihre Meinung sagen können.«
Ohne allgemeine Zustimmung keine Baugenehmigung
Mit anderen Beteiligten muss Wiebke Stolz ebenfalls klären, was die BSAG bei Gleisbaumaßnahmen genau plant. Der Kampfmittelräumdienst, die Feuerwehr, die Polizei, die zuständige senatorische Behörde und das Amt für Straßen und Verkehr gehören beispielsweise zu ihren Gesprächspartnern. Sie sinds Träger öffentlicher Belange und ohne deren Zustimmung gibt es keine Baugenehmigung.
Im Zuge einer Entwurfsplanung erarbeitet Wiebke Stolz dann eine Genehmigungsplanung. Daraus ergibt sich dann eine Ausführungsplanung. Sie dient den Verantwortlichen später auf der Baustelle als Grundlage für die baulichen Tätigkeiten vor Ort. »Trotz genauer Planung kann es aber schon einmal vorkommen, dass die Situation draußen anders ist als angenommen. Das kann zum Beispiel daran liegen, dass Vermessungsdaten nicht mehr aktuell waren«, erklärt die Bauingenieurin.
Seit drei Jahren für die BSAG im Einsatz
Nicht nur aus diesem Grund ist sie auch später bei den Besprechungen auf der Baustelle dabei. Dann überlegt sie gemeinsam mit den Ausführenden, wie es am schnellsten weitergehen kann. Seit Anfang 2017 arbeitet Wiebke Stolz als Planungsingenieurin für die BSAG. Fast von Anfang an war sie dabei unter anderem mit der Planung des Gleisersatzbaus an der Gröpelinger Heerstraße und Havemannstraße beschäftigt, die im Frühjahr umgesetzt wurde. Für die junge Ingenieurin war das ein besonderes Erlebnis: »Wenn so viel Planung in einer Baumaßnahme steckt, liegt einem so ein Projekt ganz besonders am Herzen.«
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